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  "Fundstücke"
 
Manche Artikel und Komentare, die ich zum Thema Kind und Hund gefunden habe, beleuchten weit verbreitete Vorurteile oder Statements, die man oft, ohne darüber nachzudenken, als gegeben hinimmt, wie z.B.: "Bestimmte Hunderassen sind besonders gut für Familien mit Kindern geeignet." Da man selber auch oft geneigt ist, solche Meinungen als gegeben hinzunehmen, halte ich es für sinnvoll, zuvor zumindest einmal darüber nachzudenken und ich möchte daher hier "Fundstücke" sammeln, die dazu geeignet sind, ohne jedoch eine persönliche Wertung vorzunehmen.

Stimmt das?:

Probleme:




aus der
"HundeZeitung"

Geradezu gefährlich verharmlosend und eine "Problemlösung" versprechend ist die Überschrift eines Buches "Der kindersichere Hund". Das gibt es nicht.

Wenn ausgerechnet eine Fachfrau in "Das Tier" eine Tabelle mit dem standardisierten Kriterium "Kinderliebe" zu vorgestellten Hunderassen veröffentlicht (zum Beispiel in Ausgabe 6/98 über den Berger Picard mit nicht begründbaren 7 von 10 Punkten "bewertet"), dann verhöhnt sie die gläubige Leserschaft. Stempel dazu: "Die Expertin". Alles unter der Überschrift "Klartext". Die Seite war vom Futtermulti Effem ("Pedigree Pal") gesponsort, aber nicht als PR angezeigt. (Es hat einer gemerkt: Inzwischen ist diese unsägliche Falschinformation in der Versenkung verschwunden.)

Jeder Erbforscher oder Ethologe weiss, dass solche Eigenschaften (wie auch "Lernfähigkeit", auch so ein Kriterium in diesem Klartext) nie angeboren, sondern nur erlernbar sind. Selten so viel biologischen Schwachsinn gelesen. Und die Käufer fallen drauf rein, weil sie als "Expertin" hausiert. Repariert werden solche unhaltbaren wie gefährlichen Werbesprüche dann in Hundeschulen unter der Rubrik "Problemhund". Wenn es gut geht. Es trifft wieder mal den Falschen. Den ehrlichen, den unverstandenen Hund. Als ob andere Rassen (und Mischlinge?) nicht kinderfreundlich sein könnten, als ob Kinderliebe angeboren wäre, als ob nicht jedes junge Tier kinderlieb sein könnte.

Hunde sind kinderlieb, wenn die Kinder lieb zu Hunden sind. Die Kinder sind nicht schuld, wenn sie von ihren Eltern und anderen Erziehern keine Achtung, keinen Respekt vor dem anderen Lebewesen gelehrt bekommen: wenn Eltern aus purer Erziehungs- und Beschäftigungsfaulheit meinen, ein Lebewesen sei ein Spielzeug wie ein Computer oder eine Puppe. Leider werden Tiere auch in dieser materiellen Haltung gekauft - und oft genug auf den Müll (Tierheim) geworfen, wenn sie nicht als Spielzeug funktionieren. Von wem sollen denn die Kinder den respektvollen Umgang mit Tieren lernen, wenn nicht von ihren Vorbildern? Mit der zunehmenden Verrohung der Kinder fürchte ich auch um den Rest an Respekt vor Haustieren.

Das Ergebnis unkontrollierten Streichelzwangs "Auf ihn! Hier ist ein lebendiger Streichelzoo!" mündet oft Angst vor Hunden, weil die ja nach gefährlich-beschwichtigenden Ausreden der Halter "nichts tun". Weitere Ausreden stehen im Anhang unter "Satire".

Auch der kleinste Hund ist kein Spielzeug oder Teddybär, das man bedenkenlos wie zwanghaft verknuddeln muss und nach Gebrauch in die Ecke stellt. Solche notorischen Verhaltensweisen werden von eigennützig denkenden Eltern an ihre Kinder weitergeleitet, ungeachtet der Freiheiten des Grapsch-Subjektes. ... "



© RB 2000 (HundeZeitung)



 


Wenn Hunde Kinder anknurren...

  1. Beispiel: Das Kind spielt im Wohnzimmer, der Hund geht zum Kind und nimmt diesem das Spielzeug weg. Als das Kind nach dem Spielzeug greift, knurrt der Hund ...

  2. Beispiel: Das Kind spielt im Wohnzimmer, als die Mutter das Kind ruft, reagiert es nicht. Der Hund stupst das Kind an, immer noch keine Reaktion - da knurrt der Hund das Kind an ...

  3. Beispiel: Das Kind spielt mit dem Hund, kneift ihm in den Schwanz, pieckst in die Augen und turnt auf dem Rücken rum - der Hund geht weg, Kind hinterher. Der Hund fixiert das Kind, das Kind macht weiter. Der Hund versteift sich, na und, das Kind „spielt“ weiter mit dem Hund. Jetzt knurrt der Hund das Kind an ...

Drei Beispiele aus der Praxis. Alle Hunde wurden vorgestellt, weil sie das, bzw. ein Kind der Familie angeknurrt hatten. In einem der Fälle kam es zu einem Beschädigungsbeissen gegen das Kind. Die Bissmarken lagen rechts und links von der Nase auf den Wangen. Ich erwähne die Anordnung der Bissmarken ganz bewußt. Der Bereich Gesicht / Kopf ist der mit am häufigsten betroffene Teil bei Bissverletzungen. Warum? Die Gründe sind relativ simpel. Zum einen erkunden Kinder ihre Welt häufig mit dem Kopf voran, also ist der Kopf das erste erreichbare Ziel des Hundes. Bei Verletzungen, welche Hunde Kindern in Verbindung mit Bewegung, häufig außerhalb der eigenen 4 Wände zufügen, kann es sich aber auch um umadressiertes Beutefangverhalten handeln. Ergebnisse hierzu sind u. a. von Frau Dr. Feddersen-Petersen zu erwarten.

In diesem Zusammenhang möchte ich eine häufig vorkommende Situation beleuchten. Ein Kind läuft auf einen - sonst immer völlig friedlichen - Hund zu und der knurrt das Kind an ...

Aus der Sicht des Kindes:
Au toll ein Hund (Kind lacht und zeigt dabei die Zähne), freut sich und rennt auf den Hund zu, um ihn zu streicheln ...

Aus der Sicht des Hundes:
Es kommt ein etwas größeres Lebewesen auf ihn zu, rudert mit den Armen und zeigt die Zähne. Also wehren wir es ab. Erstes Mittel: Blickkontakt aufnehmen, dann versteifen und sich „groß“ machen - es kommt immer noch näher - als nächst höheres Signal: knurren.

Zurück zu den Beispielen: Im ersten Fall ist eine dringende Verhaltensänderung des Hundes erforderlich, da der Hund eine Verhaltenskontrolle (Wegnahme des Spielzeugs, Durchsetzen der eigenen Interessen) über das Kind ausübt. Diese Verhaltensänderung kann, z. B. durch Rituale (festgelegte Zeiten, in denen sich nur mit dem Hund beschäftigt wird, zum Beispiel ein Spaziergang mit anschließender Fellpflege, das entspricht dem sog. grooming und ist Bestandteil des hündischen Soziallebens) verbunden mit der konsequenten - nicht harten - Durchsetzung von Grenzen (lass das Kind in Ruhe spielen) herbeigeführt werden. Wichtig ist dabei dem Hund zu vermitteln: Das Kind gehört genau wie Du zur Familie, aber wir entscheiden wer mit wem wann spielt etc..

Beispiel 2: Auch in diesem Fall muss mit dem Hund gearbeitet werden. Der Hund „unterstützt“ aus seiner Sicht die Mutter. Das Kind hört nicht, die Mutter reagiert nicht sofort - also unterstützt der Hund die Mutter und „übernimmt“ Erziehungsaufgaben... Ähnlich dem Verhalten von Boarder Collies oder Australian Shepards beim Schafe hüten. Hierbei kann der Hund anderweitig beschäftigt werden, z.B. hüten eines Stofftieres ohne Verteidigung gegen andere Familienmitglieder - Alternativ kann der Hund auch über Kopfarbeit ausgelastet und beschäftigt werden. Alleine schon die Seite „Freizeit“auf der EP-Homepage gibt dazu viele Anregungen, alternativ gibt es im Handel tolle Bücher zu diesem Thema.

Beispiel 3: Hier ist dringend Arbeit mit dem Kind angesagt. Ein Hund ist kein Spielzeug. Er ist eine eigene Persönlichkeit, die mit Respekt behandelt werden muss.

Kindern etwas zu vermitteln kann schwierig sein. Hier muss immer, eine zum Alter passende, Möglichkeit der Einflussnahme erfolgen. Von einem Baby kann man einfach nicht erwarten, dass es weiß, was es heißt, wenn man sagt: „Lass den Hund in Ruhe“.. In diesem Fall heißt die Devise: „Nur unter strenger Aufsicht zusammen lassen.“ Wenn Hunde Kindern Grenzen setzen, handeln sie nicht nach menschlichen Maßstäben. Sie setzen ihre Mittel (Zähne) instinktiv ein.

Bei älteren Kindern (ab 3-4 Jahre) haben Zeichenspiele oft eine positive Wirkung. Im Beisein von Erwachsenen sollten die Kinder mal eine Hundepfote und danach ihre Hand zeichnen. Anschließend vergleicht man die Bilder. Motto: Schau mal, der Hund hat genau wie Du 5 Finger etc. (Hinweis an das Kind: Der Hund hat zwar auch 5 Finger, setzt aber zum Greifen auch seine Zähne ein). Das weckt Verständnis.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf drei Umstände hinweisen:

  1. Hunde befolgen zwar manchmal Befehle von Kindern. Deswegen steht das Kind aber nicht automatisch Rangmäßig über dem Hund. Ein Hund kann bis zum 8 fachen seines Körpergewichtes ziehen. Geht jetzt ein Kind mit dem Hund Gassi, setzt der Hund vielleicht Befehle des Kindes grundsätzlich um. Ausnahmen bestätigen aber die Regel. Möchte ein Hund seine eigenen „Ideen“ (läufige Hündinnen beglücken, andere Hunde begrüßen, ein bisschen raufen etc.) umsetzen, geht er los und zieht das Kind einfach mit.
  2. Knurren ist ein akustischer Teil der Kommunikation und geht immer mit anderen - visuell erkennbaren - Signalen (Mimik / Körpersprache) einher. Diese Signale müssen immer beachtet werden, wenn Hundeverhalten beurteilt wird.
  3. Häufig wird der Hund massiv bestraft, wenn er ein Kind anknurrt. Dies ist kontraproduktiv. Der Hund wird das Kind nicht mehr anknurren, deshalb findet er das Verhalten des Kindes aber auch nicht in Ordnung. Das wäre das gleiche, als wenn Sie ein Loch im Zahn haben und nicht sagen dürfen, dass es weh tut... Und Zahnschmerzen können echt nerven

Ich meine damit nicht das Schmerzgefühl im eigentlichen Sinne, sondern den Umstand des genervt seins, was sowohl beim Mensch, als auch beim Hund die Toleranzgrenze sinken lässt Ein weiterer wichtiger Umstand: Das aufeinander Folgen von Signalen zur Verhaltensbeeinflussung des Gegenübers (in diesem Fall des Kindes) erfolgt je nach Hund mehr oder weniger ausgeprägt und in unterschiedlichen Zeitspannen. So können die Signale sehr schnell auf einander folgen.

Zeigt ein Hund Kindern gegenüber ein stark unterdrücktes oder zurückhaltendes Verhalten, wird er schnell als Kinderlieb bezeichnet. Mittlerweile findet man sogar unter dem Suchbegriff „kinderliebe Hunde“ im Internet Rasseportraits oder Anschriften von Züchtern.

Es gibt keine grundsätzlich kinderlieben Züchtungen. Kinderliebes Verhalten eines Tieres ist eine Kombination aus erlerntem Verhalten und Erfahrungen, die das Tier selbst macht, aber auch vorgelebt kriegt. Zusätzlich kommt aber auch hier die Individualität des Tieres zum tragen.

Es ist äußerst wichtig, die Signale (auch knurren) zu beachten und nicht zu ignorieren oder gar zu unterdrücken. Der Aussage: Der Hund ist kinderlieb - ist immer mit Vorsicht zu begegnen. Egal ob es sich dabei um eine Pauschalisierung auf eine Rasse, eine Zuchtlinie oder ein Individuum handelt. Diese Aussage suggeriert, dass Hunde Kinder als Kinder erkennen. Das heißt den Begriff „Kind“ kennen, nach menschlichen Maßstäben bewerten und ihren Umgang damit darauf abstimmen würden. Gleichzeitig besteht aber auch die Gefahr für Neuhundehalter, das individuelle Hundeverhalten in Bezug auf Familie und Kind ignorieren zu können, da der Hund ja schon die Voraussetzung zum gemeinsamen Familienleben mitbringt.

Hunde sind Rudeltiere, integrieren sich, bzw. lassen sich in den menschlichen Hausverbund integrieren - bleiben aber Hunde mit eigenen Bedürfnissen und einer eigenen Art sich zu äußern.

Als „kinderlieb“ beschriebenen Rassen wird häufig eine sehr hohe Reizschwelle, bzw. große Toleranz nachgesagt. Ein Hund der nicht knurrt, wenn ihm ein Kind den Finger ins Auge steckt, hat entweder gelernt, Schmerz in Verbindung mit Kindern erdulden zu müssen, oder er toleriert das Fehlverhalten des Kindes, da er seinen Familienanschluss nicht verlieren möchte. (Was er befürchtet, wenn er sich wehrt.) Was wiederum für ein (freiwillig?) nicht sehr autarkes und selbstsicheres Tier spricht. Zusätzlich entsteht dadurch aber auch die Gefahr, dass der so friedliche Hund irgendwann mal richtig „ausrastet“, weil das Leidenspotential erschöpft ist und er einfach nichts mehr erdulden kann. Diese Hunde werden dann häufig euthanasiert, Begründung: Er / Sie war immer so lieb und hat plötzlich angegriffen...

Deshalb: Wenn in einem Haushalt Kinder und Hunde leben, kann das absolut super für die Entwicklung der Kinder sein. Kinder lernen sehr viel von und über Hunde. Gerade im Umgang mit Verantwortung und Disziplin, aber auch mit Erfahrungen wie Zuneigung und dem Umgang mit anderen zwei- und vierbeinigen Lebewesen kann der Hund eine Bereicherung für das Kind sein.

ABER: Hund und Kind nie ohne Aufsicht alleine lassen. Sensibel den Umgang zwischen Hund und Kind beobachten und bei kleinen Anzeichen adäquat reagieren. In der unten stehenden Grafik sieht man, wie wichtig es ist, hündische Signale zu beobachten, um Verletzungen auf Seiten des Kindes und Leiden auf Seiten des Hundes zu vermeiden. Jörg Tschentscher 01/2007

© Jörg Tschentscher, 2006; (Eurasier-Freunde Deutschland e.V.)

 



 


 
   
 
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